Historische Patronen

Gasdruckgrenzen für das Wiederladen ehemaliger Schwarzpulverpatronen mit  NC-Treibladungspulver

Viele der heute noch in Gebrauch befindlichen Patronen für SA-Revolver und Unterhebelrepetierer sind ursprünglich für die Verwendung von Schwarzpulver  ausgelegt worden. Neben einer, für damalige Verhältnisse begrüßenswert guten Zündwilligkeit, bietet dieses Treibmittel jedoch nur eine relativ begrenzte  Leistungsausbeute. Die Verschlusssysteme und verwendeten Stahlsorten der damaligen Waffen waren für die vergleichsweise geringen Gasdrücke ausgelegt. Mit  der Einführung von NC-Pulvern als Treibladungsmittel stiegen aber die erreichbaren Leistungen bzw. der Gasdruck sprunghaft an und konnten die  Haltbarkeitsgrenzen der bis dahin entwickelten und produzierten Waffen mühelos  übersteigen. Für neue entwickelte Waffen stellt dies in aller Regel kein Problem  dar. Verständlicherweise wollte man aber die Vorteile des neuen Treibladungspulvers, wie geringe Schmutz- und Rauchentwicklung, auch für die alten Patronensorten und Waffen nutzen. Zwangsläufig musste man daher die  Leistung dieser Patronen begrenzen. Aus Sicherheitsgründen gelten auch heute noch für viele bewährte und bekannte Patronen vergleichsweise geringe  Gasdruckgrenzen. So liegt zum Beispiel die Gasdruckgrenze für die heute wieder beliebte 44-40 Winchester Patrone bei 1.000 bar und das bei einem  Fassungsvermögen fast auf dem Niveau der leistungsstarken .44 Magnum. Begrenzte  Leistung und relativ großes Innenvolumen der Hülse erzwingen einen Kompromiss und besondere Sorgfalt bei der Patronenherstellung. In der Regel werden , wie im  Fall der .44-40 Winchester Patrone, offensive Kurzwaffenpulver mit mittleren Geschossgewichten kombiniert.

Die Verwendung progressiver (langsam abbrennender) Kurzwaffen-Pulversorten wird durch die notwendige Verwendung leichter Geschossgewichte stark eingeschränkt. Bei der Verwendung leichter Geschossgewichte ist in der Regel ein  sauberer Abbrand nicht zu gewährleisten. Als unmittelbare Folgeerschereinung  zeugen davon unverbrannte Pulverreste sowohl im Lauf, als auch in der Hülse  sowie insbesondere auf der Schiessbahn. Mit einer Erhöhung des Geschossgewichtes könnte man bei einigen Kalibern diesem Umstand recht einfach abhelfen. Die dann  entstehende Ladung wird jedoch über oder nahe an der dafür vorgeschriebenen  Gasdruckgrenze liegen. Bei derartigen Ladungen kann die Gasdruckgrenze bereits  durch eine Veränderung des Crimps oder eines Wechsels der Anzündhütchensorte überschritten werden.  Bitte agieren Sie daher in diesem Bereich mit der entsprechenden Sorgfalt. Die Disqualifikation in einem Wettbewerb ist dabei sicherlich noch das angenehmste  Übel.

Bei der Verwendung offensiver Pulver kann sich aufgrund des vorhandenen  großen Hülsenvolumens die Ladung in der Patrone verlagern und zwar in  Abhängigkeit zur Waffenhaltung. Wird die Waffe z.B. nach unten gehalten, liegt die entsprechende Pulvercharge am Geschoss an und wird erst relativ spät vom Zündstrahl des Anzündhütchens erfasst. Wird die Waffe anderseits vor Abgabe des Schusses nach oben angehoben, kommt das  Pulver unmittelbar vor dem Anzündhütchen zu  liegen. Somit wird es sofort vom Zündstrahl erfasst und als Folge ist eine fühlbar härtere Schussabgabe (Gasdruckanstieg) spürbar. Sehr kritisch wird es wenn Sie beim Verladen derartiger Ladungen die notwendige Sorgfaltspflicht missen lassen. Bereits geringe mengenmäßige Überladungen im Zentel-Grain-Bereich können unter ungünstigen Umständen schwerwiegende Folgen bis hin zur Waffenzerstörung haben.

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